Kunstblick auf Kunst
Ja, ich gebe zu ...ich war schon länger nicht da ...das bedeutet aber nicht, dass ich nicht fleissig war ...und kreativ.
Neue Projekte sind in Arbeit, alte müssen betreut, ergänzt und weiter geführt werden...aber etwas konnte ich mir nicht entgehen lassen. Folgen Sie mir bitte ...
Man sagt, Schönheit liegt im Auge des Betrachters, gilt dies auch für die Kunst?
Ein befreundeter Künstler, Gestalter oder Liebhaber von Formen, wie auch immer man es auch nennen kann, zweifelt gelegentlich daran, dass seine Werke Gnade vor den Augen der Nicht-Kreativen finden. Was also tun? Ein Experiment wagen?
Ich finde, es ist doch ganz einfach ...wir fragen einfach die Menschen auf der Strasse, sage ich. Gesagt, getan, das gute Stück wird eingepackt und nach Baden geführt. Dort wollen wir es an einem zentralen Platz aufstellen und die Reaktionen der Vorbeigehenden beobachten.
Aber es kommt anders, denn es regnet ...
Wir suchen daher einen überdachten Durchgang auf, von dem ich wusste dass ein reger Personenverkehr statt findet und stellen das Ding auf und warten ...doch nichts geschieht ...es wird nicht einmal bemerkt!
Da muss man noch nachlegen, sage ich, ich mache das, ich spreche Vorbeigehende an und frage wie es ihnen gefällt. Auch ein Name wird angedacht ...ein Seil, ein Stein, reißerisch soll er sein ...das Wort Suizid fällt, wir schüttelen zwar die Köpfe, aber gut, soll sein, wir nehmen ihn dann doch ...
Unsere erste Testperson ist eine ältere Frau die zügig durch die Passage kommt.
"Wie gefällt Ihnen dieses Kunstwerk?" frage ich "Schiach" ist die kurze Antwort und weg ist sie.
Danach ein älteres Ehepaar "nein, das ist hässlich", ein älterer Herr mit Bart "was soll das sein? So etwas käme nicht in meine Wohnung!" Ein Bankbeamter im dunkelblauen Anzug "Nein schrecklich, gefällt mir gar nicht, wie nennen sie das Ding?" "Suizid", Kopfschütteln ..."mit diesem Namen noch dazu, einfach unmöglich".
Also der Name ist vielleicht das Hindernis, vermuten wir? Weglassen sagt der Künstler, weglassen bestätige ich!
Nach einem jungen Mädchen, das nur ein langgezogenes "naaaaaaaa, wirklich net" von sich gibt und gar nicht stehen bleibt, endlich der erste Erfolg. Eine ältere Dame steigt aus einem Auto, naja säufzt sie, zu meiner Wohnungseinrichtung passt das Ding nicht, aber stünde Picasso darauf würde ich es als Geschenk annehmen. Natürlich trotzdem nicht in meiner Wohnung behalten, sondern den Erlös spenden. Das ist ja schon mal was, denken wir beide und in wenig Freude kommt auf.
Und plötzlich bekommt unser Experiment eine gewisse Eigendynamik. Einer junge Frau mit ostischem Akzent gefällt das OBJEKT sofort. Sie würde es jederzeit in ihrer Wohnung aufstellen, ja noch viel mehr! Sie erkennt die gute handwerkliche Arbeit, die eigenwillige Form einer Darstellung der Unendlichkeit und man könnte darin auch eine Schüssel plazieren, oder Blumenvase ...
Welch Freude! Man spricht mit uns! Wir sprechen mit man/Frau ...endlich Kommunikation über das was da ist, und nicht über das was sich in einem Handy oder Laptop befindet ...wir sind begeistert!
Junger Mann ca. 25 Jahre - es gefällt mir wirklich gut, interessant, ja ich würde es mir hinstellen.
Mann mittleren Alters, tätowiert - so ein Schaaaaas, in den Müll, weg damit, verbrennen den Dreck ...
Älterer distinguierter Herr - darüber könnten wir jetzt unendlich reden, heute haben wir aber nicht genug Zeit dafür, also kann ich dazu nichts sagen ...offensichtlich war er einmal Politiker oder Richter oder Diplomat.
Junger Mann ca. 20 Jahre - also ...es gefällt mir ...es sieht aus wie ein Traumfänger ...naja, ein bisserl zu groß vielleicht für einen Traumfännger ...aber es gefällt mir, ich würde es aufstellen.
Noch ein Ehepaar mittleren Alters - nein, nein, also gar nicht, wirklich nicht, nein also ...
Vater mit ca. 8 jährigem Sohn - also mir gefällt es schon ...irgendwie ...ich würde es mir hinstellen, aber das Seil kann ja verschmutzen ...war das früher weiß oder immer schon beige?
Älteres Ehepaar kreativ gekleidet - Sie, nein also für mich nicht. Er, ich finde es gut. Ich würde es im Büro aufstellen, vor die Sichtbetonwand. Ich nenne es PROBLEMLÖSER und stelle es jede Woche beim Jour fixe auf den Konferenztisch. Da wird es erst weg gestellt, wenn das Problem gelöst ist ...Sie, ja du hast recht, eigentlich ist es sehr interessant ...
WIR sind begeistert! Endlich haben wir auch einen passenden Namen für das Kunstwerk!
UNSER PROBLEM IST NUN AUCH GELÖST !
Das Finale erfolgt dann wie bei einer Oper, volltönend, voluminös, alle "Melodien" auf einmal, Schlag auf Schlag:
"Ich würde es aufstellen, das sollte ein Bergsteiger bekommen, das Seil und das Eisenstück sind passend für einen Kletterer und die kunstvolle !!!! Verbindung der beiden Teile, dazu der angedeutete Felsen auf dem das Ganze steht, die Seile bilden die Unendlichkeit, ein Luftwirbel, immer in Bewegung bleiben ...zwei Mütter und drei Kinder wollen es in ihre Zimmer stellen, ein Mädchen nennte Seilkletterli ...
WIR SIND JETZT SO BEGEISTERT, DASS WIR DAS KUNSTWERK WIEDER EINPACKEN, MIT EINEM ZUFRIEDENEN LÄCHELN AUF DEN LIPPEN UND FREUDE IM HERZEN ...AUF EINEN EISKAFFEE IN DIE KONDITOREI GASSER GEHEN ...
ACH JA, DAS KUNSTWERK ...WIE HÄTTEN SIE ES GENANNT ... UND SAGEN SIE JA NICHT ....
copyright eleonore rodler
Neue Projekte sind in Arbeit, alte müssen betreut, ergänzt und weiter geführt werden...aber etwas konnte ich mir nicht entgehen lassen. Folgen Sie mir bitte ...
Man sagt, Schönheit liegt im Auge des Betrachters, gilt dies auch für die Kunst?
Ein befreundeter Künstler, Gestalter oder Liebhaber von Formen, wie auch immer man es auch nennen kann, zweifelt gelegentlich daran, dass seine Werke Gnade vor den Augen der Nicht-Kreativen finden. Was also tun? Ein Experiment wagen?
Das Experiment |
Ich finde, es ist doch ganz einfach ...wir fragen einfach die Menschen auf der Strasse, sage ich. Gesagt, getan, das gute Stück wird eingepackt und nach Baden geführt. Dort wollen wir es an einem zentralen Platz aufstellen und die Reaktionen der Vorbeigehenden beobachten.
Aber es kommt anders, denn es regnet ...
Wir suchen daher einen überdachten Durchgang auf, von dem ich wusste dass ein reger Personenverkehr statt findet und stellen das Ding auf und warten ...doch nichts geschieht ...es wird nicht einmal bemerkt!
Die einsam Wartenden |
Da muss man noch nachlegen, sage ich, ich mache das, ich spreche Vorbeigehende an und frage wie es ihnen gefällt. Auch ein Name wird angedacht ...ein Seil, ein Stein, reißerisch soll er sein ...das Wort Suizid fällt, wir schüttelen zwar die Köpfe, aber gut, soll sein, wir nehmen ihn dann doch ...
Unsere erste Testperson ist eine ältere Frau die zügig durch die Passage kommt.
"Wie gefällt Ihnen dieses Kunstwerk?" frage ich "Schiach" ist die kurze Antwort und weg ist sie.
Danach ein älteres Ehepaar "nein, das ist hässlich", ein älterer Herr mit Bart "was soll das sein? So etwas käme nicht in meine Wohnung!" Ein Bankbeamter im dunkelblauen Anzug "Nein schrecklich, gefällt mir gar nicht, wie nennen sie das Ding?" "Suizid", Kopfschütteln ..."mit diesem Namen noch dazu, einfach unmöglich".
Also der Name ist vielleicht das Hindernis, vermuten wir? Weglassen sagt der Künstler, weglassen bestätige ich!
Kunstwerk ohne Namen |
Nach einem jungen Mädchen, das nur ein langgezogenes "naaaaaaaa, wirklich net" von sich gibt und gar nicht stehen bleibt, endlich der erste Erfolg. Eine ältere Dame steigt aus einem Auto, naja säufzt sie, zu meiner Wohnungseinrichtung passt das Ding nicht, aber stünde Picasso darauf würde ich es als Geschenk annehmen. Natürlich trotzdem nicht in meiner Wohnung behalten, sondern den Erlös spenden. Das ist ja schon mal was, denken wir beide und in wenig Freude kommt auf.
Und plötzlich bekommt unser Experiment eine gewisse Eigendynamik. Einer junge Frau mit ostischem Akzent gefällt das OBJEKT sofort. Sie würde es jederzeit in ihrer Wohnung aufstellen, ja noch viel mehr! Sie erkennt die gute handwerkliche Arbeit, die eigenwillige Form einer Darstellung der Unendlichkeit und man könnte darin auch eine Schüssel plazieren, oder Blumenvase ...
Qualität setzt sich durch ... |
Welch Freude! Man spricht mit uns! Wir sprechen mit man/Frau ...endlich Kommunikation über das was da ist, und nicht über das was sich in einem Handy oder Laptop befindet ...wir sind begeistert!
Junger Mann ca. 25 Jahre - es gefällt mir wirklich gut, interessant, ja ich würde es mir hinstellen.
Mann mittleren Alters, tätowiert - so ein Schaaaaas, in den Müll, weg damit, verbrennen den Dreck ...
Älterer distinguierter Herr - darüber könnten wir jetzt unendlich reden, heute haben wir aber nicht genug Zeit dafür, also kann ich dazu nichts sagen ...offensichtlich war er einmal Politiker oder Richter oder Diplomat.
Junger Mann ca. 20 Jahre - also ...es gefällt mir ...es sieht aus wie ein Traumfänger ...naja, ein bisserl zu groß vielleicht für einen Traumfännger ...aber es gefällt mir, ich würde es aufstellen.
Der Traumfänger |
Noch ein Ehepaar mittleren Alters - nein, nein, also gar nicht, wirklich nicht, nein also ...
Vater mit ca. 8 jährigem Sohn - also mir gefällt es schon ...irgendwie ...ich würde es mir hinstellen, aber das Seil kann ja verschmutzen ...war das früher weiß oder immer schon beige?
Älteres Ehepaar kreativ gekleidet - Sie, nein also für mich nicht. Er, ich finde es gut. Ich würde es im Büro aufstellen, vor die Sichtbetonwand. Ich nenne es PROBLEMLÖSER und stelle es jede Woche beim Jour fixe auf den Konferenztisch. Da wird es erst weg gestellt, wenn das Problem gelöst ist ...Sie, ja du hast recht, eigentlich ist es sehr interessant ...
WIR sind begeistert! Endlich haben wir auch einen passenden Namen für das Kunstwerk!
UNSER PROBLEM IST NUN AUCH GELÖST !
Das Finale erfolgt dann wie bei einer Oper, volltönend, voluminös, alle "Melodien" auf einmal, Schlag auf Schlag:
"Ich würde es aufstellen, das sollte ein Bergsteiger bekommen, das Seil und das Eisenstück sind passend für einen Kletterer und die kunstvolle !!!! Verbindung der beiden Teile, dazu der angedeutete Felsen auf dem das Ganze steht, die Seile bilden die Unendlichkeit, ein Luftwirbel, immer in Bewegung bleiben ...zwei Mütter und drei Kinder wollen es in ihre Zimmer stellen, ein Mädchen nennte Seilkletterli ...
WIR SIND JETZT SO BEGEISTERT, DASS WIR DAS KUNSTWERK WIEDER EINPACKEN, MIT EINEM ZUFRIEDENEN LÄCHELN AUF DEN LIPPEN UND FREUDE IM HERZEN ...AUF EINEN EISKAFFEE IN DIE KONDITOREI GASSER GEHEN ...
Der Künstler mit seinem Objekt |
ACH JA, DAS KUNSTWERK ...WIE HÄTTEN SIE ES GENANNT ... UND SAGEN SIE JA NICHT ....
copyright eleonore rodler
Autorin, Kunstwerk und die Kommentare: herrlich !!
AntwortenLöschenDER PRÄSIDENT