Über Baricco, Weihnachten, Emanzen und die Männer-Seele ...
Ich gebe zu, der Titel klingt sehr chaotisch und eigentlich wollte ich in der Vorweihnachtszeit eine kurze Geschichte zur Einstimmung schreiben. Draußen sanken Nieselregen und Feuchtigkeit stumm über die Dächer, leise Musik, ein gutes Glas Wein, der unwillkürliche Griff nach einem Buch ...nein, nicht schon wieder Seide von Baricco, war mein erster Gedanke. Den habe ich in diesem Jahr schon zwei Mal gelesen ...
Da hielt ich Novecento in meinen Händen. Eine wundervolle Geschichte des Meistererzählers Alessandro Barrico. Das Buch erzählt die Geschichte des Pianisten Novecento, der auf einem Ozeandampfer geboren wird und ihn nie mehr wieder verlässt.
Aber es ist nicht der Inhalt der Geschichte, der mich darüber schreiben ließ, sondern vielmehr, dass sie in einem Stil geschrieben ist, den man üblicherweise den Frauen zuweist. Auf ungewöhnliche Weise wird hier die Anima im Manne sichtbar, obwohl es sich um eine durchaus "männliche Geschichte" handelt. Und jetzt frage ich mich: Woher stammt das Gefühlsreservoir, aus dem Baricco die zarten Worte entnimmt, wie ...mit jedem Schritt ein zurück gelassenes Verlangen ... Alle Frauen der Welt habe ich verbannt, indem ich eine ganze Nacht lang für eine Frau gespielt habe, eine einzige, ihre Haut war durchsichtig, die Finger schmucklos, die Beine schlank, sie wiegte den Kopf zu meiner Musik, ohne zu lächeln, ohne den Blick zu senken, die ganze Nacht lang, als sie aufstand, war nicht sie es, die aus meinem Leben trat, es waren alle Frauen der Welt.
Oder ...
Er konnte zuhören, er konnte lesen. Nicht in Büchern, das kann jeder, er las in den Menschen, in dem, was sie in sich trugen ...
Aus unerklärlichen Gründen ergab sich ein Vergleich mit der Wortwahl der nordeuropäischen Emanzen ... wortgewaltige Fäkalliteratur schreiben, das kann jede, aber können sie auch in den Männerseelen lesen, finden was sie in sich tragen ...
oder bedarf es dazu einer weisen, italienischen Mama, um die Anima zu wecken?
Vorweihnachtlicher Anhang, ergänzt am 2.12.2014:
Die Gedanken, die zu dieser Geschichte führten, kamen mir aufgrund eines Artikels in der Sonntags-Presse über die Züchtigung von Kindern. Schwere Züchtigungen von Kindern gab es einst auch in Italien - man denke da nur an Grazia Deledda´s Buch "Padre Padrino" - und vermutlich, versteckt, auch heute noch.
Über Jahrzehnte habe ich Tage, Wochen, Monate in Italien verbracht, war bei Familien zu Gast, habe bei Familien gewohnt und habe Familien beobachtet - nie ...nicht ein einziges Mal habe ich böse, agressive Worte, wie sie manchmal bei uns im Supermarkt hörbar sind, zu Kindern gehört. Aber vielleicht habe ich nur Glück gehabt, durfte durch meine rosarote Brille sehen ...
Ich kann nur das von mir Gesehene, Erlebte, beschreiben und die Unterschiede dazu, die mir nach meiner Rückkehr aufgefallen waren ...ungeduldige Mütter, überforderte, überlastete Mütter, fastfood Mütter.
Ich bin keine Feministin, auch keine italienische Mama ...aber ich wünsche mir zu Weihnachten - es gäbe mehr Mama-Geduld und mehr Mama-Zeit, anstelle eines Geschenkberges ...
Das Buch besitzt nur 82 Seiten, doch alles, was für ein Leben wichtig ist, ist darin enthalten.
Da hielt ich Novecento in meinen Händen. Eine wundervolle Geschichte des Meistererzählers Alessandro Barrico. Das Buch erzählt die Geschichte des Pianisten Novecento, der auf einem Ozeandampfer geboren wird und ihn nie mehr wieder verlässt.
Aber es ist nicht der Inhalt der Geschichte, der mich darüber schreiben ließ, sondern vielmehr, dass sie in einem Stil geschrieben ist, den man üblicherweise den Frauen zuweist. Auf ungewöhnliche Weise wird hier die Anima im Manne sichtbar, obwohl es sich um eine durchaus "männliche Geschichte" handelt. Und jetzt frage ich mich: Woher stammt das Gefühlsreservoir, aus dem Baricco die zarten Worte entnimmt, wie ...mit jedem Schritt ein zurück gelassenes Verlangen ... Alle Frauen der Welt habe ich verbannt, indem ich eine ganze Nacht lang für eine Frau gespielt habe, eine einzige, ihre Haut war durchsichtig, die Finger schmucklos, die Beine schlank, sie wiegte den Kopf zu meiner Musik, ohne zu lächeln, ohne den Blick zu senken, die ganze Nacht lang, als sie aufstand, war nicht sie es, die aus meinem Leben trat, es waren alle Frauen der Welt.
Oder ...
Er konnte zuhören, er konnte lesen. Nicht in Büchern, das kann jeder, er las in den Menschen, in dem, was sie in sich trugen ...
Aus unerklärlichen Gründen ergab sich ein Vergleich mit der Wortwahl der nordeuropäischen Emanzen ... wortgewaltige Fäkalliteratur schreiben, das kann jede, aber können sie auch in den Männerseelen lesen, finden was sie in sich tragen ...
oder bedarf es dazu einer weisen, italienischen Mama, um die Anima zu wecken?
Vorweihnachtlicher Anhang, ergänzt am 2.12.2014:
Die Gedanken, die zu dieser Geschichte führten, kamen mir aufgrund eines Artikels in der Sonntags-Presse über die Züchtigung von Kindern. Schwere Züchtigungen von Kindern gab es einst auch in Italien - man denke da nur an Grazia Deledda´s Buch "Padre Padrino" - und vermutlich, versteckt, auch heute noch.
Über Jahrzehnte habe ich Tage, Wochen, Monate in Italien verbracht, war bei Familien zu Gast, habe bei Familien gewohnt und habe Familien beobachtet - nie ...nicht ein einziges Mal habe ich böse, agressive Worte, wie sie manchmal bei uns im Supermarkt hörbar sind, zu Kindern gehört. Aber vielleicht habe ich nur Glück gehabt, durfte durch meine rosarote Brille sehen ...
Ich kann nur das von mir Gesehene, Erlebte, beschreiben und die Unterschiede dazu, die mir nach meiner Rückkehr aufgefallen waren ...ungeduldige Mütter, überforderte, überlastete Mütter, fastfood Mütter.
Ich bin keine Feministin, auch keine italienische Mama ...aber ich wünsche mir zu Weihnachten - es gäbe mehr Mama-Geduld und mehr Mama-Zeit, anstelle eines Geschenkberges ...
Das Buch besitzt nur 82 Seiten, doch alles, was für ein Leben wichtig ist, ist darin enthalten.
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