Pfarrer Jantsch - Ave Maria ...

Das ist eine erlebte Geschichte, eine persönliches Gespräch mit Pfarrer Jantsch, dessen inhaltliche Bedeutung mir erst jetzt  bewusst geworden war,  nachdem ich im Fernsehen der Bericht "Der Priester und sein geheimer Sohn" gesehen hatte.

http://religion.orf.at/tv/stories/2682264/

Es war vermutlich im Jahr 1982, vielleicht ein- bis zwei Jahre früher oder später. Wir waren zum ersten Mal in die Südstadt Kirche gegangen, man hatte uns schon so viel von dem unkonventionellen Pfarrer erzählt. Mein Lebensgefährte und ich hatten sich bereits einige Jahre zuvor scheiden lassen, wollten aber dennoch zur Messe gehen.

Am Ende der Messe kamen ein Mann und eine Frau auf uns zu "der Herr Pfarrer hat bemerkt, dass Sie neu hier sind und er möchte Sie gerne einladen, in die Hinterbrühl ...er hat dort ein Haus und lädt öfter Menschen zum Gespräch ein", Wir sagten zu und zwei Wochen später kamen wir in das Haus in der Hinterbrühl. Pfarrer Jantsch führte uns durch einige Räumlichkeiten - auf einem breiten, langen Tisch lagen verschiedene Schriften, Bücher, Handschriftliches, Fotos ...der ganze Tisch war so voll belegt, dass nicht einmal mehr ein winziges Zettelchen darauf Platz gehabt hätte. Pfarrer Jantsch hatte selbst kleine belegte Brote vorbereitet und dazu gab es Wasser und Wein.

Es war ein sehr angenehmes Gespräch ...

in dessen Verlauf wir auch bedauerten nicht mehr die Hl. Kommunion empfangen zu dürfen. Pfarrer Jantsch sah uns lange an ...dann kam die Frage "habt Ihr auch Kinder?", wir bejahten, "seid Ihr in gutem Kontakt mit ihnen und kümmert ihr Euch um sie?", wir bejahten wiederum ...dann wieder längeres Schweigen, an dessen Ende Pfarrer Jantsch sagte "dann seid Ihr gute Menschen, die Kinder sind wichtig, von mir bekommt Ihr auch die Hl. Kommunion".
Natürlich waren wir damals ziemlich verwundert darüber gewesen ...aber jetzt bekommt das längere Schweigen, das nachdenkliche Gesicht, ein ganz anders Gewicht. Ich glaube, dass Pfarrer Jantsch sehr traurig darüber war, dass er sich nicht zu seinem Sohn bekannte und dass er diese Traurigkeit in sich trug bis zu seinem Tod.

Für den Fall dass sein Sohn Martin diese Zeilen finden sollte, sind sie vielleicht ein wenig tröstlich für ihn. Auf irgendeine Weise hat sein  Vater Franz Jantsch sein "nicht kümmern können" bedauert,  sonst wären die Kinder in unserem Gespräch nicht zum Thema geworden.

Pfarrer Jantsch zu beurteilen steht niemandem zu, außer Gott. Ich habe drei Bücher von ihm, in einem davon habe ich wahllos eine Seite (122) aufgeschlagen und fand folgende Worte ..

 Oder nehmen wir an, deine Mutter lebt noch und du kannst sie über alles fragen. Probiere es und versuche herauszubringen, was für ein Mensch sie wirklich ist! Versuche das Rätsel ihrer Persönlichkeit zu lösen! Es gelingt dir nicht. Jedes Wesen ist ein Geheimnis. Wir sehen immer ein Stück, einen oder den anderen Zug, aber nicht das Ganze. Nur Gott sieht den Menschen von allen Seiten durch und durch, er allein weiß, ws im Menschen ist.



Aus: AVE MARIA - ein Marianisches Hausbuch, aus dem Jahr 1954.

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