Marlen Haushofer ...Die Wand

Dieser Beitrag ist etwas länger als die anderen, denn es handelt sich um ein Dejavue ...

Marlen Haushofer war eine österreichische Schriftstellerin. Im Jahr 1963 schrieb sie den Roman "Die Wand", für den sie den "Arthur-Schnitzler Preis" erhielt.
Ich habe dieses Buch erst vor zwei Wochen gekauft und sofort begonnen darin zu lesen. Mich begeisterte ihre einfache und tief wirksame Sprache. Aber nicht nur diese, irgendwie schien mir auch vieles darin vertraut ...ich hatte das Gefühl, diesen Ort, diese Hütte, diesen Wald zu kennen. Plötzlich wurde mir klar, ich kenne einen ähnlichen Ort und hatte dort fast dieselben Gefühle empfunden. Aber Marlene Haushofer konnte ihn nicht gekannt haben, denn ich war 2004 das erste Mal dort und Haushofer schrieb diesen Roman 1963.

Trotzdem ...es gibt es eine Verbindung, ein Empfinden ...was auch immer das bedeuten soll. Dieser, mein Ort, hat etwas unberührt Vergessenes, etwas Geheimnisvolles und ich will ihn zum ersten Mal mit jemandem teilen ...mit meinen Lesern.
Bei meiner Begehung gab es keine trennende Wand, aber dafür einen trennenden Bach, durch den man sich bergauf kämpfen musste. Erst dann, nach einer langen engen Schlucht, kam man auf einen verschütteten Weg und viel später, stand plötzlich ein leeres Jagdhaus auf einer Lichtung. Auch ein versperrtes Auto, verstaubt und bereits angerostet, stand da. Wer den Roman kennt, wird aus den folgenden Bildern die gleichen Schlüsse ziehen, für alle anderen gibt es einen kurzen Kursiv-Text aus dem Buch dazu . Ich bin sicher, auch sie werden die eigenartigen Gemeinsamkeiten erkennen ...



Die Straße trat an dieser Stelle aus der Schlucht heraus...dann nach wenigen Schritten stieß ich mit der Stirn heftig an und taumelte zurück ...überzeugte mich davon, daß hier drei Meter vor mir, wirklich etwas Unsichtbares, Glattes, Kühles war, das mich am Weitergehen hinderte ...




Dass kein einziger Mensch zu sehen war, erschien mir noch rätselhafter als die Wand.

Der Bach war noch immer gestaut, aber das Rinnsal auf der anderen Seite war ein wenig breiter geworden. Ich zog die Schuhe aus und schickte mich an, das Wasser zu durchwaten ...

...es sah aus, als hätten Kinder gespielt, ein heiteres harmloses Frühlingsspiel. 


Die Obstbäume jenseits der Wand waren schon verblüht und trugen glänzendes hellgrünes Laub ...von hier aus konnte ich zwei weitere Keuschen und ein Stück Tal überblicken . 



Ich ärgerte mich, dass ich Hugos Fernglas vergessen hatte. Jedenfalls konnte ich keinen Menschen sehen, überhaupt kein lebendes Wesen ...



 Das Jagdhaus lag jetzt im hellen Sonnenschein. Der Tau auf dem Mercedes war getrocknet und das Dach glänzte ...

Ich legte meinen Mantel um die Schultern und setzte mich auf die Hausbank. Von hier aus konnte ich den Weg bis zur Schlucht sehen, die Jägerhütte, die Garage und dahinter die dunklen Fichten ...



Zum ersten Mal fand ich die Schlucht nicht reizvoll, sogar im Hochsommer bleibt sie so, das Sonnenlicht fällt nie bis auf ihren Grund ...


Ich erinnerte mich, auf der Wiese neben dem Bach einen Stadel gesehen zu haben ...


Die Hütte stand ein wenig geneigt, dem Abhang zu, der sich zum Bach hinab erstreckte ...


Sie lag in einer kleinen Mulde an den Berg geschmiegt und ihr Eingang war mit Brennessln verwachsen. In der Hütte war nichts zu finden, außer einer Blechschüssel ...

Und das Gras auf der Bachwiese stand hoch und saftig. Ich trug Sense, Rechen und Gabel zum Heustadel und ließ das Werkzeug in Zukunft dorf, denn es gab ja keinen Menschen, der es hätte stehlen können ...
 

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