Innehalten ...

Seinerzeit, wenn man sich geärgert hatte, konnte man wenigstens den Telefonhörer hinknallen,  ...heute?
Das Handy einfach hinknallen? ...wohl kaum - wo das Ding doch mehr als 250 Euro kostet und zudem mein gesamtes tägliches Leben beinhaltet ...besser gesagt: die Daten dazu!

Irgendwann hatte ich es mir daher angewöhnt die Ausschalttaste zeitverzögert ...ganz langsam ...zu touchen ...
In einem Zeitungsartikel über den Buddhismus hatte ich darüber gelesen:

Das kurze Innehalten während man arbeite,  führe  zum Erkennen der Wirklichkeit und vermittle innere Ruhe.

So ergab sich ein Innehalten während des Brotschneidens, ein Innehalten während des Zähneputzens (sah wirklich komisch aus), ein Innehalten während des Staubsaugens ...
Innehalten beim Brot schneiden etwa, bedeutete, daß ich mit dem Messer nur bis zur Hälfte hinab schnitt, dann bis 5 zählte und erst danach die Scheibe endgültig abtrennte. Alles klar?
Zwiebel? Nein - Zwiebel wurden nicht erwähnt.

Bevor ich nun also meinen Finger Richtung Ausschalttaste führe, schaue ich auf seine Fingerkuppe und beginne langsam bis 5 zu zählen - dann touche ich ruhig, ja tatsächlich ganz ruhig auf.

Nach einiger Zeit begann ich das Zählen der 5 Sekunden laut vorzunehmen, auch wenn es vom anderen Gesprächsteilnehmer gehört werden konnte - warum sollte er nicht auch beruhigt werden, so meine Gedanken, zumal es sich dabei auch um eine gute Tat handeln würde, die über eine andere gute Tat wieder zu mir zurück käme. So stand es jedenfalls in besagtem Artikel.

Der nächste Anrufer war mein Bankberater, welcher mir mitteilte, dass mein Girokonto wegen permanenter Ausnutzung des Kreditrahmens, auf Null-Rahmen gestellt worden war. Als ich während des Gespräches laut bis 5 zu zählen begann, schrie er ins Telefon: "Was soll der Quatsch, warum zählen Sie? Sie haben ja nicht einmal mehr die 5 Euro am Konto?"
"Gute Tat ..." flüsterte ich zurück.
"Guten Tag? Wissen Sie nicht, dass sich das gegenseitige Grüßen zwischen Bankbeamten und Kunden schon längst aufgehört hat?"

Nicht auszudenken was er noch alles gesagt hätte, hätte ich erneut mit dem Zählen begonnen  ...

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