Liternarr

Weil ich nicht jung bin, soll ich keine Zukunft brauchen? Was habt ihr euch dabei gedacht, wenn ihr von riesigen Plakaten, mit straffer Haut und festem Busen, dahingestreckt herunterlacht? Jetzt wo ich alt bin, trage ich - natürlich, beige gestreiften Rock,zu weißem Haar, doch all dies, sagt noch lange nicht, daß um mich Stille und kein erfülltes Leben, mit Erotik, Hass und Liebe war. Auch mein Gesicht war einstmals ohne Falten rot meine Nägel, bunt mein Kleid. Doch sind sie Jahr um Jahr verschwunden, die Zeichen meiner Eitelkeit. Schon in den nächsten Wochen, nicht erst Jahren, wird euer Glanz verwelkt sein und die Farben grau, bald wird der nächste straffe Körper auf mich runter lachen, und dann der nächste, während ICH noch in die Zukunft schau ...

Ins Leben gehen das Leben bewegen die Zeit beleben Gefühle erleben und Leben geben sich alles vom Leben nehmen zum Leben sich alles nehmen Durchs Leben erfahren dass tot sein, wie Leben ist ohne erfahren zu haben wie gelebt werden kann.

So, wie sie da steht, vermutet keiner, daß sie ein Kunstprodukt wäre. Schon bei der Aufzucht mit Profitgier im Futter, zählte der Umfang, die Färbung, die Schwere. Ihr Standort im Grünen war immer die Norm, der Fleck auf der Hüfte, die Literangabe, gedrosselt, gefördert, EU-konform. Eine Kuh ist eine Sache, ohne Rechte, ohne Stand. Von drei Ländern gut verschoben, auf der Bahre "Herkunftsland" und kein Ursprung ziert die Hülle, des Produktes, gut versteckt, was auf Ladentischen landet, zeigt ein falsches Etikett. copyright: Eleonore Rodler, kopieren und verwenden nur nach Rücksprache mit der Autorin